Slideshow - Bitte haben Sie etwas Geduld!

Tagebuch von Mr. Donald Duck

Eine wahre Geschichte für Groß und Klein


Mitte Juli 2008 - Es ist ziemlich verregnet, wir haben alle gerade Abendbrot gegessen und jetzt sitzen wir auf der Terrasse im Garten. Meine Adoptiv-Mutter liebt es, bei Öl-Lampe oder beim knisternden Kamin zu lesen. Das ist nicht gut für die Augen, aber das macht ihr nichts aus.

Ich blicke in mein Leben zurück und denke nach, was oder wie es wäre, wenn sie mich nicht adoptiert hätte. Ich weiß es nicht. Ich bin nicht einfach. Ich bereite ihr viel Arbeit und Sorgen. Manchmal bin ich richtig gemein und brutal zu ihr. Aber sie hat sich noch nie beschwert. Egal was ich mache oder anstelle, sie hat immer noch genug Liebe ihn ihrem Herzen, um mir alles zu verzeihen. Ich bin ziemlich verzogen und launisch. Es muss immer so sein, wie ich es mir vorstelle und sie macht das mit.

Ich habe heute überhaupt keine Lust durch den Garten zu laufen, weil der Rasen nicht gemäht ist und es geregnet hat…schließlich könnten meine Füße ja nass werden! Ich lebe zusammen mit den zwei Katzen Janosch und Katze, der Englischen Bulldogge Gustav und dem Yorkscher-Terrier Miky (alte Zicke, die mich ständig beißt, Streit fange aber meistens ich an). Meine Mutter bekommt ständig verschiedenste Tiere, die gerettet werden mussten. Zurzeit sind das Spatz-Baby Oskar (er wurde fast leblos mitten auf der Schönhauser Allee gefunden) und Fink-Baby Norbert (sie nannte ihn so, weil ein guter Freund von ihr genauso aussieht).

Meine Mutter hat immer noch einen sehr traurigen Blick, wegen ihrem absoluten Liebling. Dieser wurde dank ihrer täglichen sowie nächtlichen Bemühungen und ihrer Liebe vom Gummibär zum vollständigen Spatz. Er hatte keinen Käfig und flog auch im Garten immer frei herum. Wenn sie ihn rief, kam er sofort zu ihr, egal wo und auf welchem Baum er gerade war. Er schlief bei ihr im Bett und machte schon bei leichtem Licht nur Blödsinn. Er zupfte Wimpern aus, versuchte Pickel aufzumachen, kniff in die Ohren und wollte ständig die Goldkette an Mutters Hals aufmachen. Wenn das alles nicht half, steckte er seinen Schnabel ins Ohr und zwitscherte so laut wie er konnte hinein. Irgendwann hielt sie das nicht mehr aus, stand auf und öffnete die Tür, sodass er in den Garten fliegen konnte. Das Problem war aber, dass Moritz (so war sein Name) nicht alleine im Garten sein wollte. Also mussten wir alle schon morgens um 5 Uhr aufstehen und ihm Gesellschaft leisten. Ich glaube, er war vielleicht schlimmer als ich. Vor einer Woche kam er tragisch ums Leben. Mutti weinte die ganze Zeit und sie hat immer noch Tränen in den Augen. Ich hoffe, dass es ihr bald besser geht und sie wieder lacht.

Diesen Garten hat sie extra meinetwegen gekauft. Sie baute einen wunderschönen Pool mit weißem Sand und weißen Steinen. Auch eine Pflanze hat sie für mich gepflanzt. Es gibt da nur ein Problem - ich hasse Wasser. Aber jeden Tag, wenn es warm ist, steckt sie mich hinein und sagt, dass Wasser sehr wichtig für mich ist.

Ach sorry, ich habe ganz vergessen, mich vorzustellen. Ich bin Mr. Donald Duck, ein Warzen-Enterich. Ich bin blond-weiß, habe Locken, blaue Augen und eine wunderschöne knallrote Warze über dem Schnabel. Meine Mutter nennt mich gefiederter Oberschnabel, weil ich immer Recht habe.

Eigentlich trifft man so etwas wie mich meistens nur im Zoo oder zu Weihnachten in der Tiefkühltruhe. Meine Verwandten stammen aus Südamerika, aber ich komme aus einer Weihnachtsbraten-Bio-Zucht vom Brandenburger Bauernhof. Zu meinem Glück wurde ich nicht "bratentauglich" geboren. Besser gesagt, wegen meiner angeborenen Rachitis verkrüppelten Beine, konnte ich nicht ohne Hilfe zu einem Braten heranwachsen. Also lag ich auf dem Misthaufen und zappelte herum. Dann wurde der Mist mit einem Traktor zusammengeschoben und ich flog in eine tiefe flüssige Mistjauche. Das war schrecklich. Mein ganzer Körper brannte und juckte und ich schrie um Hilfe, so laut ich konnte. Gott sei Dank wurde ich gerettet und sie nahm mich mit zu sich nach Hause. Dort wartete ein echtes Paradies auf mich. Ich bekam ein eigenes Bett! Ich durfte überall hin! Sie kochte für mich ganz tolle Enten-Gerichte, abends durfte ich mit auf das Sofa und ich kuschelte stundenlang unter ihrem Pullover. Zuerst trug sie mich die meiste Zeit an ihrem Körper in ihrem BH. Auch zur Arbeit durfte ich mitfahren. Meine Mutti ist Tierärztin. In den Sprechzeiten durfte ich auch an ihrem warmen Körper kuscheln. Wenn Patienten hineinkamen, sagte sie immer: "Entschuldigen Sie bitte, sollte meine linke Brust anfangen zu wackeln oder zu piepsen, bitte nicht erschrecken! Da sitzt eine Ente." Das war immer sehr lustig.

Ich hatte eine sehr glückliche Enten-Kindheit. Wir machten am Wochenende oft Picknick. Dann kaufte sie den Garten und ich konnte ihr dort den ganzen Tag bei den Gartenarbeiten helfen. Ich lernte dabei eine ganze Menge, was eine Ente wissen muss - wie man einen Wurm findet, Spinnen fängt, welches Gras schmeckt und welches bitter ist. Von Anfang an dachte ich, ich nehme zuerst die Pflanzen, die gut aussehen. Also habe ich, ohne es zu wissen, die ganzen Blumen herausgezupft und probiert. Hm ... Mutti fand das nicht so toll und erklärte mir, dass so etwas nicht schmeckt. Die Blüten sind da, um den Garten hübsch zu machen.

Wir fuhren auch zum See. Ich sollte schwimmen lernen, aber ich habe große Angst vor Wasser wegen dem Unfall mit flüssiger Jauche. Sie hat mich auf den Arm genommen und mich etwas tiefer in den See getragen. Dann hat sie versucht, mir das Schwimmen mit ihr beizubringen. Oh Gott, da habe ich gebrüllt und bin wie eine super schnelle Luxus-Jacht mit Entengeschrei ans Ufer gepaddelt. Es wurde nicht besser, nicht beim 5. Mal und auch nicht beim 25. Mal. Daher hat sie aufgegeben, mir die Schönheit der Natur auf einem Wasser-Schwimm-Paradies in Betracht einer Ente beizubringen. Aber ... ob ich will oder nicht, ich muss jeden Tag mein Gefieder nass gemacht bekommen. Das ist wichtig! Und Punkt! Ich versuche mich jedes Mal zu wehren, aber sie bleibt dabei. Was soll's, dafür habe ich auch viele schöne Momente in meinem Entenleben.

Zum Beispiel meine erste Geburtstagsparty. Im Garten zwischen Kisch- und Apfelbaum wurden Tische und Stühle aufgestellt. Die Musikanlage haben wir am Kischbaum mit einem Strick angebunden. Wir haben alles ganz hübsch gemacht und dann kamen alle Menschen und alle hatten etwas für mich mitgebracht - Dosen mit Regenwürmern oder Schälchen mit Tomaten-Mozarella. Das war ein unvergesslicher Tag. Ich habe mir alle Geschenke angesehen. Danach wurde mit das Gequatsche und Gelächter der Menschen zu langweilig. Ich bin einfach schlafen gegangen. Im Badezimmer habe ich mein Bett, eine große blaue Schale mit Sägespänen und Stroh. Ich habe auch einen flachen, kleinen Holzhocker zum Sitzen. Ich verlange aber, dass darauf noch etwas Weiches, zum Beispiel ein Microfaserlappen, gelegt wird. Dazu kommt, dass ich jeden Abend punkt 18 Uhr ins Bett will und da schon 3 Schüsselchen bereitstehen müssen. Im Garten möchte ich immer mein Abendbrot ans Bett serviert bekommen. Das ist einmal Tomate-Mozarella, dann ein Schüsselchen mit Enten-Pellets und immer frisches Wasser. Zu Hause in der Berlin-Reinickendorfer Wohnung ist alles anders. Dort habe ich einen festen Futterplatz und auch ein großes Käfig-Bett mit Holzhocker und blauen Gardinen. Daheim bin ich nicht so müde wie im Garten. Da gehe ich meistens zwischen 20 und 21 Uhr schlafen. Ansonsten sehe ich aus dem Balkon herunter, was so im Park, im unten gelegenem Restaurant und auf der Straße los ist. Ein bisschen auf dem Sofa sitzen, fernsehen und beim Kamin etwas schnattern - alles in allem bin ich ziemlich zufrieden, was mein Entenleben angeht.

Es ist schon wieder mehr als ein Monat vergangen. Es ist Ende August und es regnet wieder. Gestern haben wir Kartoffeln geerntet und ein paar Gartenarbeiten erledigt. In diesem Garten ist immer etwas los. Erdbeerenkrise - Marmelade, Rum-Topf, Torte - so viel hatten wir. Danach kamen die Kirschen - essen bis zum Umfallen. Mutti sagt, Bio-Vitamine sind gesund und wichtig! Dann Sauerkirschen - auch Marmelade, Gelee und Kompott. Klar ... Äpfel: alles voll mit Apfelmus! Zurzeit sind es Birnen und alles, was man so im Garten hat (Gurken, Zucchinis, Tomaten, Erbsen, Rote Beete, Bohnen, Möhren, Radieschen und und und ... Es macht Spaß, so einen Garten zu haben.

Es ist nur so, dass mir derzeit alles juckt. Alle Federn und Daunen fallen aus, aber dafür wachsen gleich viel stärkere, dichtere und schneeweiße neue nach. Es juckt, juckt, juckt. Mutti sagt, dass sei normal. Es heißt Mausern und der Körper bereitet sich somit auf den Winter vor. Ich brauche keinen Winter und auch diese neuen juckenden Federn nicht. Ich kann ja neben dem Kamin oder der Heizung sitzen. Wozu dieser schrecklich juckende Aufwand? Auch bei so einem Wetter wie heute im Garten zu bleiben - wieder eine von diesen Gesundheitsgeschichten, dass frische Luft, Rasen und Vitamine gut sind. Ich kann ja frische Luft bekommen, wenn man zu Hause das Fenster aufmacht und das, ohne nasse Füße zu haben. Aber was soll's? Vielleicht hat sie ja irgendwie Recht.

Zurzeit hat sie Stress mit dem Vermieter, natürlich bin ich Grund dafür. Wir überlegen aus der Stadt in ein kleines Haus zu ziehen und unseren Garten zu verkaufen. Das macht sie traurig und nachdenklich. Immer wieder fragt sie sich, was richtig wäre und welchen Weg wir gehen sollten. Und dabei denkt sie an uns alle, unsere Welt und unsere Gesundheit.

Unsere Vögel sind weg. Ich hoffe sehr, dass sie in der Freiheit gut zurechtkommen und Essen, Trinken, sowie einen trockenen Schlafplatz finden. Es war ein sehr trauriger und gleichzeitig sehr schöner Anblick, wie Mutti den Käfig aufmachte und sie alle, einer nach dem anderen, in die Freiheit flogen. Am liebsten wäre Mutter mit einer Schüssel voll Haferflocken und Körnern hinterher geflogen. Spatz Oskar, Grünfink Norbert und zwei namenlose Spatzen sind nun weg. Aber Gabriele oder Gabriel ist noch da. Gabriele oder Gabriel ist ein sehr klein gebliebener Spatz ohne Schwanzfedern. Er gehört jetzt einfach zur Familie. Er fährt mit nach Hause, zur Arbeit und in den Garten. Er ist zahm und klebt ständig an Mutti. In den Käfig muss er selten, flattert frei herum, ob in der Wohnung, im Garten oder an der Arbeit. Er ist sehr frech, so wie die anderen Spatzen. Er hat es schon geschafft, Mutti ins Auge zu beißen. Es kam zu einer sehr starken Entzündung. Auch da sagt Mutter aber nur: „Was soll’s, es ist eben ein Spatz.“. Er ist sehr hektisch, hüpft, springt und flattert herum – immer unterwegs. Doch er ist ganz süß und wir glauben, dass er wegen seiner geringen Größe und dem Federmangel über Winter bei uns bleiben wird.

Mitte Oktober - Wir sind wie immer im Garten, das Wetter ist so lala. Überall liegen Blätter, die wir heute noch zusammenfegen müssen. Auch trockene Blumen müssen abgeschnitten werden. Meine Laune ist auch so lala. Ich laufe hin und her, zupfe etwas Gras und langweile mich. Mutti hat Stress. Sie hat sich tatsächlich entschlossen, das Haus zu kaufen. Das heißt, dass sie immer unterwegs ist und kaum noch Zeit hat. Mal ist sie beim Notar, mal beim Vermieter und dann beim Rechtsanwalt wegen Kaufvertrag und Kredit. Das ist mir echt zu viel. Sie hat nie richtig Zeit für mich und die anderen. Das schlägt mir einfach auf meine Entenleber!

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