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Mr. Donald Duck II. - Teil 1


Am ersten Januar 2011 tauchten bei mir im Stall eine Frau und ein Mann auf. Die Frau hat die ganze Zeit geweint und hat mich dem Bauern zum Schlachtpreis abgekauft.

Meine Enten-Mama hat gesagt: Vertraue keinem Menschen! Erst pflegen sie dich und geben dir gutes Futter, und danach schlachten sie dich uns machen Entenbraten aus dir! – Mit diesem Enten-Mama-Rat im Hinterkopf bin ich bei Frau Hempel gelandet …

Ich bin natürlich nicht ganz normal, denn normalerweise kommen Entenkinder im April oder im Mai zur Welt. Ich aber bin eine Dezember-Ente. Offenbar war der Kinderwunsch meiner Mama so groß, dass sie ihre Eier schon im November legte und uns im Dezember ausbrütete. Deshalb wollte der Bauer uns alle „entsorgen“, denn Dezember-Kücken überleben meist nicht, denn es ist zu kalt für sie. Dann aber meinte er, wir würden vielleicht doch einen guten osterbraten abgeben. – ich war der einzige Entenjunge unter fünf Schwestern im schwarz-weißen Federkleid.

Der Bauer packte mich in einen Karton, und danach sind wir mit dem Auto zu Frau Hempel gefahren. Na, das war vielleicht eine Umstellung, was ich alles erleben musste! Ich hatte plötzlich einen ganz sauberen Entenplatz im Stall, mit frischen Sägespänen und mit Stroh eingestreut. Zum Essen gab es leckeren Salat (schließlich bin ich Vegetarier) mit Tomaten und Gurken und dazu Haferflocken und Toastbrot. Über Nacht sollte ich ins Haus kommen, in ein Zimmer mit einem Bücherregal, wo ich dann ein paar Wochen später meine Lieblingsbeschäftigung entdeckt habe – nämlich Lesen und umsortieren … Dort schlafen außer mir noch die Spatzen, die im Frühling ausgewildert werden sollen, und die Englische Bulldogge Gustav. Vom Entenschlachten keine Rede mehr!

Wenn Frau Hempel arbeiten muss, dann fahre ich im Auto mit in die Stadt und wohne in der Tierarztpraxis. Mit Gustav habe ich mich sofort angefreundet. Er ist sehr nett. Ich darf mit meinem Schnabel sein Fell putzen und dafür manchmal im Hundekörbchen schlafen.

Ich bin eine sehr neugierige Ente – und gleichzeitig etwas schüchtern und zurückhaltend – jedenfalls noch. Inzwischen habe ich alles inspiziert, ich lasse mich streicheln und mir die Federn waschen. Aber irgendwann fällt mir dann wieder der letzte Enten-Mama-Rat ein: Vertrauen den Menschen nicht, denn sie essen Enten … Und dann laufe ich, was ich kann …

Wenn die Spatzen mit in der Praxis sind, dürfen sie in der Mittagspause fliegen, aber meistens klappt das noch nicht so richtig … Meine Flügelfedern müssen auch noch wachsen, aber ich übe schon …

Zu Hause haben wir einen großen Garten. Da tobe ich mit Gustav.

Ach, und da ist noch etwas: Verliebt habe ich mich auch schon. – In Schwester Josephine. Wenn sie zur Arbeit kommt, fängt mein Entenherz zu flattern an. Einmal wollte ich ein bisschen mit ihr kuscheln, aber ich glaube, das hat sie missverstanden. Ich denke, sie hat vielleicht einfach nur Angst, dass ihr Freund eifersüchtig werden könnte.

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